Mittwoch, 30. März 2011

EU setzt Strahlengrenzwerte hoch, um den Handel nicht zu stören

Seit Samstag gelten in der EU höhere Grenzwerte für radioaktiv belastete Lebensmittel aus Japan, die in einer Eilverordnung beschlossen wurden
Link zur EU-Eilverordnung vom 26.3.2011 > eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do
"Japan hat die Atomkatastrophe - aber Europa mutet seinen Bürgern bei importierten Lebensmitteln deutlich höhere Grenzwerte für radioaktive Strahlung zu als das Unglücksland." [tax.de]

Thilo Bode (Foodwatch) und Christina Hacker (Vorstand im Umweltinstitut München e.V.)
"Hintergrund für die Anhebung ist die nach der Tschernobyl-Katastrophe im Jahr 1987 erlassene EU-Verordnung 3954/1987. Demnach können im Falle eines nuklearen Notstandes die Höchstgrenzen für die zulässige radioaktive Belastung von Lebensmitteln angehoben werden, um einer Nahrungsmittelknappheit vorzubeugen. Diese Regelung jetzt in Kraft zu setzen, ist absurd, denn es gibt in Europa keinen nuklearen Notstand und erst recht keine Nahrungsmittelknappheit. Importe aus Japan spielen für die Versorgungssicherheit der europäischen Bürger überhaupt keine Rolle".

Ergo habe wir in der EU einen nuklearen Notstand mit einer drohenden Nahrungsmittelknappheit!
Ab sofort gelten folgenden Werte (Beispiele)

Der Grenzwert pro Kilo für: 
Cäsium-134 und Cäsium-137

Japan EU
Milch 200 Bq 1.000 Bq (vorher 370 Bq)
Fleisch    500 Bq 1.250 Bq (vorher 600 Bq)



Jod

Japan
EU
Milch 300 Bq 500 Bq
Fleisch 10 Bq
Wert achtmal so hoch



Plutonium

Japan EU
Milch 1 Bq 20 Bq


Die EU-Verordnung "EURATOM No. 3954/87" stammt aus dem Jahr 1987 und ist eine Folge der Belastung durch den Unfall in Tschernobyl und wurden seitdem nicht mehr verändert. Mindestens 10 Prozent der Waren, stammen direkt aus 12 der betroffenen Provinzen. Außerdem würden aus Japan nur Muscheln, Gemüse oder Fischprodukte importiert. 2010 machten diese Importe einen Wert von etwa 200 Millionen Euro aus. Warum die EU die Grenzen für Importe aus Japan nicht einfach schließe, wollte die Sprecherin nicht beantworten: "Das ist eine politische Frage".

Thomas Dersee, der die unabhängige Fachinformation "strahlentelex" herausgibt:
"Die EU will macht das nicht, um den Handel nicht zu stören [...] Die EU ist schließlich eine Gemeinschaft, die den Handel fördern soll und nicht die Gesundheit."

Christina Hacker, Vorstand im Umweltinstitut München e.V.
"Es ist absurd, in der jetzigen Situation Grenzwerte für japanische Lebensmittel zu erhöhen, um sie in die EU einführen zu können"

Jörg Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung
"Das ist leider das völlig falsche Signal aus der Politik und schafft berechtigtes Mißtrauen. Es ist daher klar, dass die EU diese Richtlinien zurücknehmen muss und Ministerin Ilse Aigner (CSU), diese Eilverordnung nicht zur Umsetzung bringen darf. Klare Worte sind jetzt gefordert."

[Schockwellenreiter.de, Glocalist, Focus Online, taz.de]



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