Freitag, 25. Mai 2012

Wie eine Lobby die Kontrollbehörden unterwandert

Die meisten wollen nichts gentechnisch Verändertes essen. Doch eine neue Untersuchung zeigt, wie die mächtige Gentechnik-Lobby die angeblich neutralen deutschen Kontrollbehörden unterwandert hat - zum Schaden der gutgläubigen Verbraucher.

Die meisten Verbraucher in Deutschland lehnen Gentechnik im Essen ab. Und sie verlassen sich darauf, dass sie von den zuständigen Aufsichtsbehörden über die Risiken der umstrittenen Technologie geschützt werden. Doch eine Untersuchung der gentechnikkritischen Organisation Testbiotech belegt das Gegenteil (hier online). Sie zeigt, wie stark das maßgebliche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) von der Gentechnik-Lobby beeinflusst wird.

Ist das Bundesinstitut für Riskobewertung für den Gentechnik-Lobby unterwandert? Verbraucherschützer fordern eine Untersuchung durch das Verbraucherministerium von Ilse Aigner (CSU), (© dapd)

Neun von 13 Experten in der Kommission für genetisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel und auch hochrangige Angestellte der Behörde stehen demnach in enger Verbindung zur Agroindustrie, zu industrienahen Verbänden und wissenschaftlichen Zirkeln, die den Einsatz von Gentechnik befürworten. Dabei sollen sie als unabhängige Experten die Hersteller und deren Erzeugnisse unvoreingenommen kontrollieren.

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Das besondere an der Soja-Pflanze: Sie produziert ein Insektengift, das zu den Bt-Toxinen gehört. Es soll Schädlinge fernhalten. "Bekannt ist inzwischen, dass dieses spezielle Bt-Toxin Reaktionen des Immunsystems auslösen und möglicherweise Allergien verstärken kann", sagt Then. Das BfR hätte die Pflanze deshalb nach seiner Ansicht nicht ohne eine weitere umfassende Untersuchung bei Patienten mit Soja-Allergie befürworten dürfen. Tests wurden zwar gemacht, beim Paul-Ehrlich-Institut, bei dem BfR-Kommissionsmitglied Stefan Vieths Vizepräsident ist.

Allerdings sei diese Studie nicht im Auftrag der Aufsichtsbehörde, sondern von Monsanto erfolgt, wie Then moniert, "die Ergebnisse wurden nie richtig veröffentlicht". In seiner Funktion als BfR-Berater hätte Vieths doch auf weitere Untersuchungen drängen müssen, meint Then. Dennoch sei der Antrag auf Marktzulassung von den deutschen Experten durchgewunken worden.


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