Seit Tagen wird heftig über eine Gentechnik-Studie aus Frankreich gestritten: Eine Gruppe um den Molekularbiologen Gilles-Eric Séralini hatte berichtet, dass mit Gentech-Mais gefütterte Ratten mehr bösartige Tumore entwickelt hätten als Kontrolltiere. Zudem seien sie früher gestorben. Ist Genmais folglich auch für Menschen gefährlich? Wir können bisher weder Studie noch die Kritik daran im Detail beurteilen. Aber wir haben vor einiger Zeit ein spannendes Interview mit dem Biochemiker Professor Árpád Pusztai geführt.
Professor Árpád Pusztai, geboren am 8.9.1930 in Ungarn, ist Biochemiker und weltweit einer der führenden Experten für Pflanzenlektine – spezielle Proteine, die für Stoffwechsel und Immunsystem wichtig sind. Er arbeitete 30 Jahre am Rowett Research Institute, einer staatlichen Lebensmittelbehörde an der schottischen Universität Aberdeen, bis er 1998 infolge eines Kurzinterviews fürs Fernsehen gefeuert wurde: Er hatte über seine Studie berichtet, die zeigte, dass die Genmanipulation von Zutaten für Lebensmittel als solche problematisch ist und ihre
Nebeneffekte genauer untersucht werden müssten. Seither gilt er der Gentech-Industrie als persona non grata, für Gentechnikgegner ist er ein Held. Über seinen Fall sind inzwischen mehrere Dokumentarfilme erschienen. Weiter lesen ... [Natur.de]
Ausschnitt aus dem Artikel:
Das sind dann also unerwünschte Nebeneffekte, die mit dem eigentlich beabsichtigten Ziel der Manipulation nichts zu tun haben?
Genau. Und diese Nebeneffekte wurden nie gründlich untersucht, ihre Folgen sind bis heute völlig unbekannt. Aber laut Gesetz muss man sie auch nicht untersuchen, weil die Gentechnologie als „neutral“ angesehen wird.
Bedeutet dies, dass eine mögliche Gefahr nicht unbedingt von dem einzelnen Gen ausgeht, das da eingesetzt wird, sondern dass die Methode als solche problematisch ist?
Sie haben es erfasst. Genau das ist der Grund, warum unsere Ergebnisse so unbequem sind: Sie stellen den ganzen Technologiezweig in Frage.
...und:
Warum wird die Biotechnologie mit solchem Eifer weitergetrieben?
Meines Erachtens nicht zuletzt deshalb, weil in den 80ern und 90ern insbesondere Pensionsfonds in diese Industrie investiert haben. Wenn sie keinen Ertrag bringt, werden die Fonds in sich zusammenfallen, was sicherlich enorme soziale Probleme mit sich brächte. Und davor haben die Regierungen natürlich große Angst. Also helfen sie der Industrie, damit die Pensionen gezahlt werden können.
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